»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
Bestimmt tausend Gäste des Tages der Sachsen besuchten das Ringelnatz-Geburtshaus. Prominentester Gast: Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Er ließ sich das dringend sanierungsbedürftige Haus zeigen und erzählen, wie die Geburtsstadt zu ihrem vielseitigen und tiefgründigen Künstler steht, der vor 132 Jahren im ersten Stock zur Welt kam. Nicht ohne Stolz reiht sich der Ringelnatzverein ein in die seit fast einem Jahrhundert durchgehende Sorge um das Werk von Joachim Ringelnatz. Seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wird im Museum gesammelt, was mit Ringelnatz zu tun hat, auch in der Zeit des Nationalsozialismus blieb die Sammlung, zu der der Dichter selbst beitrug, unangetastet. Schon 1945 wurde am Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt, im Beisein von Ringelnatz Schwester Ottilie Mitter. Zum 100. Geburtstag des Dichters 1983 zeigte sich sein Geburtshaus saniert und der Ringelnatz-Brunnen auf dem Markt wurde eingeweiht.
Nun stehe wieder eine Sanierung des Geburtshauses an, dessen Dach nicht dicht ist und das ohne Wasseranschluss dasteht. Das Erdgeschoss ist feucht und Heizung und Sanitäreinrichtungen sind marode. Es sei Aufgabe der jetzigen Generation, das schöne Barockhaus unter Denkmalschutz zu erhalten.
Der Ministerpräsident, der auch eine Ausstellung zum Ringelnatzpfad im Haus besichtigte, ließ sich über die Finanzierung der Sanierung berichten. Für einen ersten Sanierungsschritt sind nach Auskunft von OBM Jörg Röglin bereits Fördermittel bewilligt, zu denen die Stadt Eigenmittel bereitstellen muss. Davon sind 130 000 Euro bereits im Haushalt des Kulturbetriebes bewilligt, der Rest soll aus dem Verkaufserlös für einen Teil des Grundstücks kommen. Viola Heß, Vorsitzende des Ringelnatz-Vereins, bekräftigte, dass mehrerer Vereine der Stadt bereit sind, bereits nach dem ersten Sanierungsschritt, der Dach und Erdgeschoss umfasst, das Haus als lebendigen Kultur- und Begegnungsort im Ringelnatzschen Sinne zu nutzen. Ins dafür angeschaffte Gästebuch trug sich der Ministerpräsident als erster ein.