„Die Stunden, nicht die Tage,
sind die Stützpunkte unserer Erinnerung.“
Joachim Ringelnatz
Häuser, in denen mehr oder minder berühmte Persönlichkeiten wohnten, wirkten oder geboren wurden, gibt es in Deutschland natürlich in großer Zahl, selbst in Wurzen ist es nicht nur eines. Das Ringelnatz-Geburtshaus gibt es jedoch nur einmal.
In dem Gebäude, dessen Geschichte bis 1511 zurückreicht, wurde am 7. August 1883 ebendieser Joachim Ringelnatz als Hans Gustav Bötticher um „11 ¾ Uhr“ in einem Zimmer über dem Flur geboren, wie der Geburtsschein der Hebamme belegt. Bereits seit 1945 erinnert hier eine Gedenktafel an den berühmtesten Sohn Wurzens.
Nachdem das 1687 erbaute, klassizistisch überformte Gebäude lange als Wohnhaus diente, wurde es schon am Vorabend der Deutschen Einheit als kultureller Ort genutzt und seit den 1990er Jahren trieb der Joachim-Ringelnatz-Verein die Sanierung des Hauses voran.
Als die Stadt Wurzen im Oktober 2015 Verkaufsabsichten ins Auge fasste, wehrte sich der Verein mit Unterstützung der Öffentlichkeit dagegen und bat um Hilfe und Spenden, um das Geburtshaus wieder für Ringelnatz-Freunde in ganz Deutschland als literarischen Gedenk-, Begegnungs- und Forschungsort zu öffnen.
Der Ringelnatzverein arbeitete für eine Lösung eng mit anderen Vereinen zusammen. Hartnäckigkeit, Geduld und Optimismus und ein auf zehn Jahre ausgelegtes Konzept der AG Ringelnatz-Geburtshaus überzeugte den zuständigen Ausschuss des Wurzener Stadtrats letztlich davon, dass der Joachim-Ringelnatz-Verein willens und in der Lage ist, dem denkmalgeschützten Geburtshaus des berühmten Sohnes der Stadt dauerhaft Leben einzuhauchen.
Der Ringelnatzverein übernahm per Betreibervertrag Öffnung und Betrieb des Hauses, im Gegenzug fasste die Stadt die Sanierung ins Auge und und übernahm die laufenden Betriebskosten.
Bereits ab Herbst 2016 organisierte der Ringelnatzverein im noch unsanierten Ringelnatz-Geburtshaus Kleinkunst-Veranstaltungen in der Reihe Freitags im Crostigall sowie Ausstellungen und bot regelmäßige Führungen durch das Geburtshaus an.
Nach Abschluss des Doppelhaushaltes der Stadt Wurzen für die Jahre 2017/2018, in dem auch Investitionen in die Sanierung des Ringelnatz-Geburtshauses enthalten sind, stand einem Start der umfangreichen Sanierung nichts mehr im Wege, sodass im Juli 2019 damit begonnen werden konnte. Die Wiedereröffnung erfolgte nach Verzögerungen durch die Corona-Pandemie und bauliche Fragen schließlich feierlich im April 2023 und das Haus steht seitdem wieder für Ringelnatz-Freunde aus dem gesamten deutschsprachigen Raum offen.
Das angestrebte Ziel ist die schrittweise Entwicklung des Ringelnatz-Geburtshauses zu einer literarischen Gedenk-, Begegnungs- und Forschungsstätte für ein bedeutendes deutsches literarisches Erbe und einen großen sächsischen Künstler. Die Angebote sollen einem breiten Publikum Lust auf eine Begegnung mit dem Ringelnatz’schen Erbe machen. Im Lese-Café werden Vorträge, Konzerte oder Lesungen stattfinden. Im für bis zu 70 Gäste ausgelegten Saal gibt es Puppentheater, Kabarett, Ausstellungen oder Konzerte. Für Kitas und Schulen werden Führungen gestaltet, im Projektraum ist Platz für Kreativkurse, Kunstprojekte oder museumspädagogische Angebote. Und in Kooperation mit Kunsthochschulen sollen überdies Ausstellungen und Kunstwettbewerbe organisiert werden.
Der kleine Park, der das Geburtshaus direkt mit der Wurzener Altstadt und dem Domberg verbindet, soll Stück für Stück zum Skulturenpark verwandelt werden. Das erste Kunstwerk „Im Park“ von Mike Haldi wurde zum RingelnatzSommer 2023 enthüllt.
Das Ringelnatz-Geburtshaus ist für Besucher geöffnet Donnerstag, Freitag und Sonntag,
jeweils von 14 bis 17 Uhr. Eine Führung wird während der Öffnungszeiten einmal am Tag um 15.00 Uhr angeboten oder nach vorheriger Vereinbarung.
Während laufender Veranstaltungen, sowie 1h davor und danach, ist die Besichtigung des Hauses nebst Dauer- und Wechselausstellung leider nicht möglich.
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Das Ringelnatz-Geburtshaus wird institutionell gefördert durch den Kulturraum Leipziger Raum und die Ausstattung mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.
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