»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
Otto Fries wurde 1849 im heutigen Bad Berka bei Sondershausen geboren. Sein Vater Hugo Fries (1818-1889) war dort viele Jahre Bürgermeister. 1850 übersiedelte er mit der Familie nach Weimar. Für seine Verdienste um die Gewerbe- und Zollfreiheit, Schulgründungen und das Eisenbahnwesen wurde ihm 1874 die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Über das Leben des Sohns Otto Fries ist wenig bekannt. Bis 1902 bekleidete er das Amt des großherzoglich-sächsischen Oberförsters in Marksuhl in Thüringen und wohnte im Schloss Wilhelmsthal. Überlieferungen nach hatte er auch einen Hirsch im Gehege und einen Affen an der Stange vorm Schloss. Wenn Kaiser Friedrich Wilhelm auf der Wartburg weilte, soll er gern mit Otto Fries auf die Jagd gegangen sein.
Otto Fries war um 1904, wie zuvor sein Vater, Parlamentsmitglied im Block der Nationalliberalen im Deutschen Reichstag in Berlin. Im Mai 1905 unternahm er mit anderen Parlamentsabgeordneten eine Studienreise in die deutschen Kolonien in Afrika. Von dort kehrte er nicht mehr zurück. Er starb am 24.8.1905 an Bord eines Postdampfers und wurde in der Stadt Lomé in Togo auf dem deutschen Friedhof begraben.
Ringelnatz schrieb in seinen Lebenserinnerungen „Mein Leben bis zum Kriege“:
Den Onkel Fries in Marksuhl besuchten wir während der Sommerfrische. Er war ein rauer Weidmann, der selbst vor dem Kaiser, der gelegentlich bei ihm jagte, kein Blatt vor den Mund nahm. Zu dem herrlichen Gutshof gehörte ein alter gespenstischer Turm. Die Fledermäuse, die sich in dessen Gebälk aufhängten, brannte ein Knecht von Zeit zu Zeit am Tag, wenn sie schliefen, mit einer brennenden Kerze herunter.
Ich sah lebendig gerupfte Puten und Hühner ohne Kopf, die noch lange fürchterlich zuckten… Früchte gab’s in Hülle und Fülle. Beim Einfahren des Korns habe ich einmal auf einer Kreuzotter gesessen, was mir einen heldenhaften Nimbus verlieh.
Zuweilen ritt meine Mutter mit dem Onkel aus. Man musste der kleinen Frau dann erst auf eine Kiste helfen, damit sie aufs Pferd kam.