»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
In der Ringelnatz-Ausstellung des Wurzener Museums fehlt ein Bild. Es ist das Ringelnatzgemälde „Eines Abends“, auch als Mädchen mit Schaf bekannt. Als Leihgeber hat der Ringelnatzverein der Stadt das Kunstwerk auf die Reise nach Solingen geschickt. Im dortigen Kunstmuseum findet derzeit eine weltweit beachtete Ausstellung statt: „War einmal ein Bumerang – Ringelnatz als Maler kehrt zurück“, veranstaltet als erste Schau des neu gegründeten Zentrums für verfolgte Künste in Solingen.
Gezeigt werden rund 50 Gemälde und Aquarelle die in ganz Deutschland zusammen getragen wurde in dieser großen Restrospektive, kuratiert von Jürgen Kaumkötter und dem Ringelnatzbiografen Hilmar Klute. Einen nicht unbeträchtlichen Teil trugen das Ringelnatz-Museum Cuxhaven und die dortige Ringelnatzgesellschaft bei. Jürgen Kaumkötter besuchte zudem in Berlin den Synchronsprecher Norbert Gescher, Sohn von Ringelnatz‘ Witwe, die nach dem Tod des Künstlers 1934 erneut heiratete. Gescher trug Fotos vieler Bilder von Ringelnatz zur Ausstellung bei, die seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes abfotografieren ließ. Dazu schreibt die Tageszeitung „Die Welt“: „Einige der Meisterwerke von Ringelnatz, wie etwa sein prophetisches Bild „Flucht“ von 1933, sind der Nachwelt nur noch durch die grobkörnigen Fotos in Schwarz-Weiß bekannt. Doch eines der verschollenen Bilder tauchte kürzlich wieder auf: Das Bild „11 Uhr nachts“ wurde im Fundus des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt entdeckt.“
Gerlind Braunsdorf vom Ringelnatzverein hat die kostbare Leihgabe persönlich nach Solingen gebracht. Für das Gemälde „Eines Abends“ hatte der Ringelnatzverein Wurzen 2001 der Aktion „…haste mal ne Mark für Ringelnatz?“ erfolgreich die Wurzener Bürger um Geld für den Ankauf gebeten. Seither wird das 1926 entstandene Gemälde im Kulturhistorischen Museum in Wurzen gezeigt, ebenso das Gemälde „Beschaulichkeit“, das auf Bitten des Ringelnatzvereins von einem Wurzener Unternehmer für die Ringelnatzsammlung in Wurzen angekauft wurde.
„Von den Schätzen, die die älteste Sammlung zu Ringelnatz in Deutschland hortet, und vom Kunstinteresse der Wurzener Sammler an Ringelnatz-Gemälden sei in dieser bedeutenden Ausstellung in Solingen, bei der sich die Kunstwelt aus ganz Deutschland trifft, leider kaum etwas zu sehen, bedauert Braunsdorf nach ihrer Rückkehr.