»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
Lesung am Freitag, 23.10.2015, 19 Uhr, Städtische Galerie, Markt 1 , Wurzen
Prof. Dr. Barbara Hartlage-Laufenberg:
„In Liebe, Muschelkalk. Das wechselvolle Leben der Leonharda Ringelnatz“
Eintritt : 10 € incl. Lesung, Ausstellungseintritt und Umtrunk
Veranstalter: Kulturhistorisches Museum der Stadt Wurzen
Das Buch gehört in die Reihe: Biografien „starke frauen“ des Karo-Verlages Berlin, 140 Seiten, Klappenbroschur, 15 x 22 cm, mit 10 zum Teil noch unveröffentlichten Fotos, ISBN 978-3-937881-19-5, Euro 16,-
Bereits im Katalog zur Ausstellung „Die Frauen um Ringelnatz – zum 130. Geburtstag von Ringelnatz“ 2013 wurde ausführlich zu Muschelkalk berichtet. Nun gilt der Frau an seiner Seite die ungeteilte Aufmerksamkeit.
Mit dieser ersten Biografie über Muschelkalk, die auch bislang unbekannte Briefe aus der Zeit nach Ringelnatz und einige unveröffentlichte Fotos präsentiert, gibt es endlich eine ausgeglichenere Darstellung der „Arbeitsgemeinschaft“ Ringelnatz/Muschelkalk. Zudem wird damit erstmals auch die Bedeutung der in der Literaturszene der Nachkriegszeit v.a. als Übersetzerin tätigen Muschelkalk deutlich.
Leonharda Pieper, die Bürgermeisterstochter aus Rastenburg (Ostpreußen), war 15 Jahre jünger als ihr Mann. In Eisenach wurde sie als Sprachlehrerin für Englisch und Französisch ausgebildet und heiratete als 21-Jährige den lebenslustigen und viel erfahreneren Dichter.
Ringelnatz ist oft wochenlang unterwegs auf den Kabarettbühnen der damaligen Zeit. Zunächst in München, dann in Berlin ist Muschelkalk stets seine engste Mitarbeiterin, kümmert sie sich um seine Manuskripte, organisiert seine Auftritte, erledigt die Korrespondenz, seine Wäsche, verschickt sie an seinen jeweiligen Auftrittsort. Immer ist das Geld knapp.Zu ihrem Freundeskreis gehören u.a. Roda Roda, Asta Nielsen und Renée Sintenis. 1934, als Ringelnatz nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in einer Tuberkulose-Heilstätte stirbt, hat die 36-Jährige, noch über 40 Jahre ihres Lebens vor sich.
Muschelkalk geht 1939 eine zweite Ehe mit dem Augenarzt Julius Gescher ein, zusammen sind sie öfter Gast bei Gottfried Benn. Die letzten Kriegsjahre verbringt sie mit dem gemeinsamen Sohn Norbert bei ihrer Schwiegermutter in Traben-Trarbach. Im Mai 1945 stirbt Julius Gescher. – Nach Berlin zurückgekehrt, übersetzt sie mehr als zwanzig Bücher, darunter auch Klassiker wie Saint John Perse, Marguerite Duras und James Baldwin. Ihre Lebenseinstellung hat sie in die Worte gefasst: „Ein leichtes Leben, das ist gar nicht erstrebenswert, aber ein ausgeglichenes.“
Die Autorin
Barbara Hartlage-Laufenberg ist promovierte Juristin, war Arbeitsrichterin und anschließend Fachhochschul-Professorin. Sie ist dort geboren und aufgewachsen, wo Ringelnatz und Muschelkalk in ihrer Berliner Zeit gelebt haben, nämlich in der Nähe des Sachsenplatzes (heute Brixplatz). Bereits aus den Erzählungen ihrer Eltern, die in der Westend-Klause verkehrten, wo schon Ringelnatz Stammgast war und seine Witwe nach dem Krieg den monatlichen Ringelnatz-Stammtisch gegründet hatte, war ihr der Name Muschelkalk vertraut.
So wurde es ihr nach Arbeiten als Herausgeberin von Berlin-Literatur und kürzeren Lebensbildern von Dichterjuristen ein Bedürfnis, die fehlende Muschelkalk-Biografie zu schreiben.