»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
So nennt sich die kleine, aber tiefgründige Ausstellung im und rund um das Kaminzimmer im Ringelnatz-Geburtshaus.
Die Ausstellung begibt sich auf die Spuren des reisenden Artisten sowohl in seiner Zeit als auch in seiner Wirkung bis in die Gegenwart. Denn was erinnert an einen Künstler, wenn das Mobiliar seiner Behausung in alle Winde verweht ist und eine Ausstellung über sein Leben bereits museale Heimstatt im Museum seiner Geburtsstadt gefunden hat?
Ringelnatz‘ Selbstdarstellung als reisender Artist macht sein Geburtshaus im Crostigall 14 in Wurzen zu einem immerwährenden Ausgangspunkt seines Aufbruchs. Nirgendwoher als vom Crostigall reiste er nach überall – zu neuen Wohnorten, Auftrittsorten, literarischen Werken. Mit der neuen Dauerausstellung findet der reisende Artist in seinem Geburtshaus wieder Heimat.
Der Literaturwissenschaftler Dr. Michael Ostheimer hat sich als Kurator auf der Grundlage der 1927 erschienenen „Briefe eines reisenden Artisten“ auf den Weg zu den damaligen Auftrittsorten gemacht, denen Ringelnatz nicht Briefe, sondern Gedichte gewidmet hat. Auf diesen Entdeckungsreisen vom Heute ins Gestern entstanden Videopodcasts, die die Erlebnisorte des Dichters auf Reisen beschreiben. In der Ausstellung kann man sich virtuell durch die Auftrittsorte des reisenden Artisten bewegen und die auch online verfügbaren Videopodcasts abrufen.
Parallel dazu forderte der Ringelnatz-Verein im literarischen Wettbewerb „Kringel à la Ringel“ Stadtgedichte zu schreiben und sich mit dem reisenden Artisten lyrisch zu messen. Dabei entstand ein literarischer Echoraum, gefüllt mit vielseitiger lyrischer Reflexion aus 98 Städten im deutschsprachigen Raum. Die schönsten davon finden sich im Begleitbuch zur Ausstellung wieder. Und die Preisträger des Gedichtwettbewerbes haben einen Ehrenplatz in der Ausstellung.
Die Dauerausstellung versteht sich als Ergänzung zur Lebensausstellung des Dichters im Kulturhistorischen Museum der Stadt Wurzen. Ebenso wie der Ringelnatz-Kunstpfad der Stadt laden beide Ausstellungen zu einer literarischen Entdeckungsreise nach Wurzen ein.
Die Dauerausstellung kann zu den Öffnungszeiten Donnerstag, Freitag und Sonntag,
jeweils von 14 bis 17 Uhr besucht werden.