»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
„Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“
Seit der Wiedereröffnung des Ringelnatz-Geburtshauses Ende Juli zeigt der Joachim-Ringelnatz-Verein erstmals eine Ausstellung im provisorisch nutzbaren Gebäude. Sie wendet sich Hans Fallada zu und zeigt unter dem Motto „Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft-?!“ Familienstammbaum und Familienbilder. Mit dieser Ausstellung bedankt sich der Wurzener Verein bei der Hans Fallada-Gesellschaft Carwitz für die Unterstützung bei der Erarbeitung eines Nutzerkonzeptes für das Geburtshaus von Ringelnatz.
Die Ausstellung schöpft aus den ergiebigen Beständen des Hans-Fallada-Archivs und rückt Erinnerungen, Briefe und Fotos der Familie Ditzen in den Mittelpunkt. Das meiste Material wird mit der Schau erstmalig veröffentlicht. Umfangreiche Recherchen in Archiven und Sammlungen Deutschlands förderten Details von Lebensläufen der Familienmitglieder zu Tage und schaffen, auf 16 biografischen Tafeln und sechs Thementafeln mit Hilfe von 248 Fotos und Dokumenten, das individuelle Porträt einer bürgerlichen Familie von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Weltkrieges.
Den Kristallisationspunkt der Darstellung bilden der Schriftsteller Hans Fallada, der sich als „ein Glied in einer unendlichen Kette“ empfand, seine Briefe und sein literarisches Werk. Ein beeindruckender Familien-Stammbaum ergänzt die Schau.
Erarbeitet haben die Ausstellung die Germanistin und Leiterin des Fallada-Archivs Erika Becker, Hans Falladas jüngster Sohn Achim Ditzen und die Kulturwissenschaftlerin Heide Hampel. Archive, Museen und Privatpersonen aus ganz Deutschland unterstützten das Entstehen mit Materialien, Auskünften und tätiger Hilfe. Das Projekt der Hans-Fallada-Gesellschaft förderten das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Zur Eröffnung in Wurzen ist mit Heide Hampel eine der Kuratorinnen zu Gast. Gemeinsam mit Winfried Braun liest und interpretiert sie korrespondierend zur Ausstellung das von ihr mit herausgegebene Buch „Fallada und die liebe Verwandtschaft“. In 21 Kapiteln erzählen die Herausgeber von Hans Fallada und seiner Familie, von eindrucksvollen Menschen und ihren Schicksalen über eine Zeitspanne von 200 Jahren. Die Vorfahren des Schöpfers unsterblicher Kunstfiguren waren in der Mehrzahl Beamte, Juristen, Geistliche, sie werden als reale bürgerliche Familie zu Stichwortgebern für ein bedeutendes literarisches Werk. Das Buch kann zur Ausstellung erworben werden.
Die Vernissage findet am 30. September 19 Uhr im Ringelnatz-Geburtshaus statt. Die Ausstellung wird bis 12. Dezember gezeigt, jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr und eine Stunde vor Beginn jeder Veranstaltung im Ringelnatz-Geburtshaus.