»Das Herz sitzt über dem Popo. –
Das Hirn überragt beides.«
Joachim Ringelnatz
André Schinkel las in Wurzen. Bereits zum dritten Male ist der von Wolf Biermann gekürte Träger des Ringelnatz-Nachwuchspreises in der Ringelnatzstadt zu Gast. Drei neue Bücher hatte er im Gepäck. Mit dem Titel des einen – „Unwetterwarnung“ – war seine Lesung am 12. Juni in der Galerie am Markt überschrieben.
Der gelernte Rinderzüchter und studierte Archäologe berichtete höchst kurzweilig von seiner Zeit als Stadtschreiber in der thüringischen Stadt Ranis. Hier bekam Schinkel ganze 15 Monate Logis und ein kleines Honorar dafür, dass er der kleinen Stadt mit der großen Burg Verse schenkt. Schinkel ist auch in der Sprache Archäologe, tastet die Oberfläche der Dinge nach dem Verborgenen ab und gräbt nach Kostbarem, Besonderem und – ganz wie Ringelnatz – Skurrilem. Am Leseabend zog er große Bögen durch Welt, Geschichte und Gefühle. Er gab sich lyrisch einer großen Liebesgeschichte im Ägypten der Pharaonen hin, las aus einem Krimi, der im Bitterfelder Land spielt, und landete immer wieder bei Gedichten über die Liebe, das Begehren, die Enttäuschung. Die meisten Gäste gingen mit einem seiner Bücher und beschenkt mit einer Widmung nach Hause. André Schinkel kommt wieder. Gern wolle er in der Ringelnatz-Schule seine Kindergedichte und Märchen vorstellen, sagte er.