»Wir trauen zu wenig dem Nebenuns.
Wir träumen zu wenig im Wachen.«
Joachim Ringelnatz
Am 13. September 2026 feiert der Landesverband Sachsen der jüdischen Gemeinden sein 100. Jubiläum als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Ausgehend von einer Diskussion um ein jüdisches Museum in Sachsen, entstand in Leipzig die Idee einer inhaltlichen Auseinandersetzung, die in der Planung eines sächsischen Themenjahres mündete.
Die Wahrnehmung und Einbeziehung jüdischer Stimmen und Perspektiven ist Teil des Selbstverständnisses von »Tacheles 2026«. Es möchte den Dialog zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Mehrheitsgesellschaft Sachsens öffnen, fördern und verstetigen und dabei zugleich das Wissen über und das Verständnis für jüdisches Leben, jüdische Kultur, Tradition und Religion vergrößern. In seiner Programmplanung orientiert es sich am jüdischen Festkalender und beginnt mit Chanukka im Jahr 5786 des jüdischen Kalenders, am 14. Dezember 2025.
Mit Projekten, Veranstaltungen und Ausstellungen werden die reichhaltige jüdische Geschichte und Kultur sowie das jüdische Leben in Sachsen, deren Beitrag zu Vergangenheit und Gegenwart des Landes, aber auch deren Verluste sichtbar gemacht. Das Themenjahr steht dabei unter dem besonderen Eindruck der Bedrohungen durch Antisemitismus sowie der unabsehbaren und langfristigen Folgen des Massakers vom 7. Oktober 2023 – sowohl für die jüdische Gemeinschaft als auch für die demokratische Ordnung in Deutschland. Unter dem Motto »jüdisch – sächsisch – mentshlich« bietet das Themenjahr Raum für Begegnung, Austausch und neue Perspektiven. Damit werden jüdisches Leben, jüdische Kultur und Geschichte als fester und selbstverständlicher Teil der sächsischen Gesellschaft und Kulturlandschaft sowie der Lokal- und Regionalgeschichte in Sachsen gestärkt und Akteurinnen und Akteure in Sachsen nachhaltig vernetzt.
Tacheles-Orte in Wurzen
Tacheles-Veranstaltungen in Wurzen (Zum Programmheft-Download)
Mittwoch, 22. Oktober 2025 | 19:30 Uhr | Dom St. Marien
Gedichte von Küf Kaufmann — Musikalische Lesung
Autor und Regisseur Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig, führt das Publikum mit selbst verfassten Gedichten zu dem Sehnsuchtsort der Juden: Yerushalaim. »Wie soll ich Worte finden, die mir eine Stadt beschreiben helfen? Eine alte Stadt, eine uralte Stadt, die heißt: Yerushalaim«, so eröffnet er seine Lesung. Das Leipziger Trio »Klangprojekt« begleitet die berührenden Texte mit musikalischen Improvisationen und passenden Klangwelten. Die knapp einstündige musikalische Lesung lässt das Publikum in die Stadt Yerushalaim eintauchen – mit ihren tausend Gesichtern, Klängen und Eindrücken.
Eintritt frei — Spende erbeten
Montag, 9. November 2025 | 17:00 Uhr | Stadt Wurzen
Stolperstein-Putzen — Rundgang mit Mahnwache und Friedensgebet
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland unzählige Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden zerstört, tausende Juden gedemütigt, eingesperrt, getötet. Damit begann eine beispiellose Verfolgung jüdischer Mitbürger in der Weltgeschichte, die im Holocaust endete und sechs Millionen europäischen Juden das Leben kostete. Auch alle Wurzener jüdischen Familien wurden vertrieben, ihrer Lebensgrundlage beraubt, ihr Besitz »arisiert« und konfisziert, mindestens sieben Familienangehörige durch die Nazis ermordet. Seit 2012 wurden in Wurzen 19 Stolpersteine für vier jüdische Familien (Goldschmidt, Helft, Luchtenstein, Seligmann) an sechs Orten im Stadtgebiet verlegt. Am 9. November halten wir dort ab 17.00 Uhr kurze Mahnwachen, säubern die Stolpersteine und gedenken so der Opfer. Im Anschluss um 18.00 Uhr gestalten wir eine musikalische Andacht mit Friedensgebet im Dom.
Der Rundgang beginnt in der Jacobsgasse 19 am ehemaligen Geschäft Goldschmidt.
Eintritt frei
Sonntag, 14. + 21. Dezember 2025 | Marktplatz Wurzen
Channukamarkt mit dem Schweizerhaus Püchau e.V.
Die Eröffnung des Themenjahres »Tacheles — Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026« wird am ersten Tag des Chanukka-Festes erfolgen. An fünf verschiedenen Orten in Sachsen werden hierzu Chanukka-Märkte organisiert und Chanukka-Traditionen den Menschen nähergebracht. In Wurzen wird ein kleiner Channukkamarkt zur Zeit des Weihnachtsmarktes gestaltet. Da Chanukka das Fest des Lichts ist, wird es bei koscherem Glühwein oder Kinderpunsch die Möglichkeit geben, Kerzen selbst zu ziehen oder zu gießen, und es wird über die Traditionen des Lichterfestes informiert. Geöffnet zu den Öffnungszeiten des Wurzener Weihnachtsmarktes.
Eintritt frei und für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet.
Sonntag, 21.Dezember 2025 | 17:00 Uhr | Dom St. Marien
Eröffnung Jahr der jüdischen Kultur in Wurzen mit Rozhinkes-Konzert
Die instrumentale Tanz- und Festmusik des Klezmers vereint auf einzigartige Weise Melancholie, Humor und Lebensfreude. Dabei spiegelt sie — ebenso wie die jiddischen Lieder — die Spannung aus der geradezu schicksalhaften Tragik und unerschütterlichen Lebenslust des jüdischen Volkes wider. Diese besondere Form jüdischer Musik erzählt all jene Geschichten, die das Leben schreibt und berührt auf diese Weise Menschen aller Kulturen und Religionen. Sie kann zum Nachdenken anregen und in die Beine fahren. Und sie lässt uns in einem einzigen Augenblick träumen und traurig sein.
Eintritt: 10 Euro
Dienstag, 27. Januar 2026 | 19:00 Uhr | Kultur- & Bürger:innenzentrum D5
Überleben — Drei Jüdische Generationen | Film & Gespräch
Der Film erzählt die berührende Geschichte von sechs Holocaust-Überlebenden aus Deutschland und Polen. Eine Geschichte vom Überleben und vom Neuanfang in Israel, wo sie einen neuen Staat und sich ein neues Leben aufgebaut haben, was oft hart, manchmal aber heiter und lustig war. Lange haben sie über ihre Vergangenheit geschwiegen, doch ihre Kinder und Enkelkinder wollten sie erfahren. Denn wer seine Vergangenheit nicht kennt, für den erscheinen Gegenwart und Zukunft nur unklar. Und so begibt sich der Film auf die Suche nach den Familiengeschichten. Nach der Vorführung des Films können Fragen zu den einzelnen Protagonisten, deren Leben und der Entstehung des Films beantwortet werden. Die Regisseurin Anna Neuhaus wird anwesend sein.
Eintritt: 4 Euro
Samstag, 28. Februar 2026 | 19:00 Uhr | Ringelnatz-Geburtshaus
»Liebling mein Herz lässt Dich grüßen!« – Eine Hommage an Werner Richard Heymann mit Jana Karin Adam
Alle Welt kann seine Melodien mitsummen, aber kaum jemand weiß seinen Namen »Sie kennen mich nicht, aber Sie haben schon viel von mir gehört«, so stellte sich der erfolgreichste Filmkomponist der UFA-Zeit gern selbst vor. Neben unzähligen Filmschlagern wie z. B: »Ein Freund, ein guter Freund«, »Liebling, mein Herz lässt dich grüßen« oder »Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder« schuf er in den 1920er Jahren auch Chansons für »Die wilde Bühne« in Berlin. Den größten Bekanntheitsgrad erreichten jedoch seine Filmmusiken, mit denen er auch ein kleines Stück Potsdamer Musikgeschichte schrieb. Interpreten waren u. a. Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann, Hans Albers, Hildegard Knef und die Comedian Harmonists. In Hollywood war der Komponist mehrfach für den Oscar nominiert. Werner Richard Heymann war einer der bedeutendsten Musikschöpfer der Weimarer Republik, dessen kompositorisches Werk sehr umfangreich ist und sowohl Orchestermusik als auch Kabarettchansons, Schlager, sowie Schauspiel- und Filmmusiken umfasst. ?Jana Karin Adam erhielt für das Portraitkonzert Heymanns umfangreiches und selten aufgeführtes Notenmaterial aus dem Archiv der Akademie der Künste Berlin, sowie von der Tochter des Komponisten, Frau Elisabeth Trautwein-Heymann. ?Anhand seiner Lebensstationen Berlin – Hollywood – München hat die Sängerin ein einzigartiges Porträt des Komponisten erschaffen: vergnüglich, nachdenklich, turbulent, voll geistreichem Sprachwitz und rasanter Rhythmen.
Eintritt: 18/20 Euro Vorverkauf/Abendkasse
Sonntag, 8. März 2026 | 19:00 Uhr | Ringelnatz-Geburtshaus
Josephine Baker — Musikalische Lesung zum Internationalen Frauentag mit Dennenesch Zoudé
Josephine Baker, eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, war weit mehr als nur eine Tänzerin und Sängerin. Sie war eine Revolutionärin, eine Freiheitskämpferin und eine Frau, die sich nie davor scheute, Grenzen zu überschreiten – sei es in der Kunst, in der Gesellschaft oder in der Politik. Ihr Leben war geprägt von Mut, Leidenschaft und dem unermüdlichen Einsatz für Gleichberechtigung und Freiheit. In dieser musikalischen Lesung widmet sich Dennenesch Zoudé mit viel Feingefühl und Leidenschaft den Höhen und Tiefen im Leben der Ikone Josephine Baker. Sie lässt uns in Bakers faszinierende Welt eintauchen, gibt Einblicke in ihre künstlerische Schaffenszeit, ihre unerschrockene Persönlichkeit, Erfolge auf der Bühne sowie ihre humanitären Bemühungen und ihre Rolle im Widerstand während des Zweiten Weltkriegs. Dennenesch Zoudé, die selbst für ihre starke Bühnenpräsenz und die Verkörperung komplexer Figuren bekannt ist, verleiht dieser Lesung eine besondere Tiefe.
Eintritt: 20/22 Euro Vorverkauf/Abendkasse
Mittwoch, 11. März 2026 | 19:00 Uhr | Dom St. Marien
Jüdisches Leben in Deutschland — ein Rabbiner berichtet
Prof. Dr. Andreas Nachama ist als Rabbiner in Berlin tätig und war bis 2023 Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland. Er berichtet von den Möglichkeiten und den Herausforderungen, als Jude heute in Deutschland zu leben, von gelingendem Miteinander und wachsendem Antisemitismus. Und er gibt Einblicke in die Vielfalt jüdischen Lebens in unserem Land. Religion sieht er als etwas, was Menschen nicht trennen muss, sondern zusammenführen kann.
Eintritt frei — Spenden erbeten
Mittwoch, 15. April 2026 | 18:30 Uhr | Jugend- und Freizeittreff
Werner Moser in Bennewitz
Schneeblumengedenkweg
Vom 13. April 1945 an, einem eisigen Tag, wurden sie bis zum 29. April 1945 durch ganz Sachsengetrieben — vom KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg ausgehend über Wurzen, Oschatz, Meißen, Dresden: 1.550 Zwangsarbeiterinnen — 1.300 jüdische Ungarinnen und 250 französische politische Gefangene. Viele von ihnen überlebten den Marsch, der sie nach Theresienstadt führen sollte, nicht. Für die meisten von ihnen war es aber ein entbehrungsreicher Weg in ein neues Leben. 81 Jahre danach möchten wir dazu einladen, Teile dieses Weges von Bennewitz nach Wurzen gemeinsam zu gehen. Am Wegrand werden die Namen der Frauen verlesen und ihre Musik wird erklingen. Keine soll vergessen sein. Gegen 19:20 Uhr findet in diesem Rahmen auch das Gedenken am Gedenkstein an den Muldenwiesen statt.
Eintritt frei
Samstag, 18. April 2026 | 17:00 Uhr | Alte Fabrikantenvilla der Filzfabrik
Jüdische Komponisten um Mendelssohn Bartholdy — Kammerkonzert
Es spielen für Sie Fumiko Takano am Klavier, Angelika Dietze an der Flöte und Jürgen Dietze an der Oboe ausgewählte Kompositionen. Lassen Sie sich überraschen und genießen Sie diesen unvergesslichen Abend in einem besonderen Ambiente. Das Konzert findet in der ehemaligen Fabrikantenvilla der Filzfabrik (Crostigall 55, Wurzen) statt.
Eintritt: 15 Euro
Donnerstag, 7. Mai 2026 | 19:00 Uhr | Stadtbibliothek Wurzen
100+ Synagogen in Deutschland — Buchpräsentation und Autorenvortrag
Bereits im 4. Jahrhundert bewohnten Juden das Land, das heute Deutschland ist. Seitdem bauten die wachsenden jüdischen Gemeinden Synagogen, um ihren Schöpfer zu verehren, architektonisch prächtig und oft einzigartig. Einige Synagogen überlebten den Krieg, die jüdischen Gemeinden jedoch oft nicht. Das Buch »100+ Synagogen in Deutschland« zeigt stolz die Gegenwart dieser Gebetshäuser, die erhalten geblieben sind, umfunktioniert wurden und weiterhin das jüdische Erbe erkennen lassen, sowie neue Synagogen, die von den wiederbelebten Gemeinden erbaut wurden. Alex Jacobowitz präsentiert sein opulentes Werk über Deutschlands Synagogen, ihre Geschichten und die Menschen, die diese reichhaltige Tradition am Leben erhalten. Dieser Prachtband ist ein atemberaubendes Feuerwerk jüdischer Architektur: von bescheidenen, handbemalten fränkischen Landsynagogen über die UNESCO-Weltkulturerbestätten in Erfurt und Wörlitz bis hin zu hypermodernem Design in Mainz und am Frankfurter Flughafen. Barocke, klassizistische, romanische und neomaurische Sakralbauten werden ebenso vorgestellt wie ein Bauhaus-Tempel in Hamburg. Alex Jacobowitz ist US-Amerikaner und Israeli, Xylophonvirtuose, spezialisiert auf traditionelle jüdische Musik. 2002/2003 war er als Kantor für die jüdische Gemeinde Augsburg tätig. Von 2008 bis 2013 war er im Vorstand des Förderkreises Görlitzer Synagoge e.V. Er engagiert sich für jüdische Kultur, Musik und Literatur in Europa.
Eintritt: 3-5 Euro
Juli/August 2026 | Stadt Wurzen & Landkreis Leipzig
RingelnatzSommer 2026 — Mauscheln mit Ringelnatz
Der Joachim-Ringelnatz-Verein e. V., das Kulturhistorische Museum mit Ringelnatzsammlung und seine Kooperationspartner in der Stadt Wurzen laden herzlich zu Ringelnatz‘ 143. Geburtstag in die sächsische Kleinstadt an der Mulde ein. Neben Musiktheater, Kabarett, Konzerten und Lesungen verleihen Vorträge, Projektarbeiten und Stadtrundgänge dem Literatur- und Kulturfestival ein einzigartiges Ambiente. Der RingelnatzSommer 2026 steht unter dem Motto »Mauscheln mit Ringelnatz«. Die verschiedenen Veranstaltungen werden sich aus der Perspektive des Jahrs der jüdischen Kultur in Sachsen mit dem Leben des Joachim Ringelnatz, seinem Werk, sowie den Kunstschaffenden und Phänomenen seiner Zeit beschäftigen. Zusätzlich zum Festivalwochenende in Wurzen rund um seinen Geburtstag am 7. August werden bereits im Juli auch an anderen Orten der Region Veranstaltungen stattfinden. Weitere Informationen zu den genauen Terminen erhalten Sie ab Januar 2026 auf unserer Webseite.
Freitag, 21. August 2026 | 20:30 Uhr | Kultur- & Bürger:innenzentrum D5
L‘Chaim (D 2014, 92 min) — Open Air Filmtage
Bevor er zum erfolgreichen Geschäftsmann in New York und professionellen Schachspieler in St. Tropez wurde, hatte Chaim Lubelski bereits ein ziemlich wildes Leben geführt. Deutschland, Paris, London und Afghanistan – vom Hippiedasein bis zum Dealer – er hat nichts ausgelassen. Als seine Mutter krank wird und Hilfe benötigt, entscheidet er sich, mit 63 Jahren in Antwerpen mit ihr zusammen zu ziehen. Er opfert sich für sie mit Hingabe auf und sieht es als seine Mission an, ihren Schmerz zu vertreiben, gerade da sie eine Überlebende des Holocausts ist. Das gemeinsame Leben der beiden ist von Zärtlichkeit, liebevollen Sticheleien und Humor geprägt. Mit großer Nähe begleiten wir ihren Alltag, teilen ihre Gedanken und ihr Lachen. Ein bewegender Dokumentarfilm über eine faszinierende, charismatische Persönlichkeit, deren Name auch einen Wunsch beinhaltet: L’Chaim! Ein Film als ein Hoch auf das Leben. (OT mit dt. Untertiteln)
Eintritt: 3 Euro
Samstag, 22. August 2026 | 20:30 Uhr | Kultur- & Bürger:innenzentrum D5
The Bubble / Ha-Buah (Israel 2006, 114 min) — Open Air Filmtage
Die Bedrohung ist überall. Und trotzdem möchten sie genießen, will Lulu sich verlieben, Yali ausgelassen feiern und Noam das Leben locker angehen. Ihre WG ist im hippsten Viertel von Tel Aviv, sie kennen die angesagten Clubs und erobern die begehrtesten Männer. So einen wie Ashraf, einen schüchternen Palästinenser, in den sich der junge Reservesoldat Noam Hals über Kopf verliebt. Zu viert stürmen sie in die Szene, organisieren einen Rave gegen die Besatzungspolitik Israels und fordern eigentlich nur ein Stück normales Leben. Doch so einfach wird es nicht weitergehen. Nicht in einer Stadt, die ihren Frieden in einem Vakuum, der sogenannten »Bubble«, lebt, und auch nicht mit einer Liebe, die keine Grenzen zu kennen scheint. Stellvertretend für die junge Generation Israels (und Palästinas) erzählt der Regisseur Eytan Fox in seinem Film vom Leben vier junger Leute, von ihrer Lebensfreude und von der Unmöglichkeit, auf Dauer die Augen vor der israelischen Realität zu verschließen. In berührenden und intensiven Bildern erzählt »The Bubble« vom Miteinander im Gegeneinander. Ein meisterhaftes Zusammenspiel einer dramatischen Liebe in der knallharten politischen Wirklichkeit. (OT Hebräisch/Arabisch/Englisch mit dt. Untertiteln)
Eintritt: 3 Euro
Freitag, 28. August 2026 | 20:30 Uhr | Treppenkino Wenceslaikirche
Rabbi Wolff (D 2016, 94 min) — Open Air Filmtage
William Wolff (1927-2020) war der wohl ungewöhnlichste Rabbiner der Welt. Der kleine Mann mit Hut wurde in Berlin geboren, hat einen britischen Pass und wohnt in einem Häuschen in der Nähe von London. Immer Mitte der Woche fliegt er nach Hamburg, steigt dort in den Zug und pendelt zu seinen jüdischen Gemeinden nach Schwerin und Rostock. Samstags geht es zurück nach London – es sei denn, er ist bei Verwandten in Jerusalem, auf Fastenkur in Bad Pyrmont oder beim Pferderennen in Ascot. Denn das Leben muss vor allem Spaß machen, findet Willy Wolff. Der Film zeigt den turbulenten Alltag von Willy Wolff und beleuchtet seine bewegte Vergangenheit: Bevor er Rabbiner wurde, war er politischer Korrespondent in London, als Kind floh er mit seiner Familie aus Nazideutschland. Rabbi Wolff ist nicht nur das Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit – eines tief religiösen Menschen, der sich voller Lebensfreude über Konventionen hinwegsetzt. Der Film führt auch auf mitreißende Weise in die Welt des Judentums ein und präsentiert uns einen ganz besonderen deutschen Lebenslauf. (dt. OT)
Eintritt: 3 Euro
Samstag, 29. August 2026 | 20:30 Uhr | Ringelnatz-Geburtshaus, Terrasse
Alles auf Zucker (D 20046, 95 min) — Open Air Filmtage
Dem schlitzohrigen Zocker Jaeckie Zuckermann (Henry Hübchen) steht das Wasser bis zum Hals. Seine Frau (Hannelore Elsner) droht ihm mit der Scheidung und der Gerichtsvollzieher mit dem Knast. Das Erbe seiner Mutter ist die letzte Hoffnung des Ex-DDR-Sportreporters. Doch die verlangt in ihrem Testament, dass Jaeckie sich mit seinem Bruder Samuel (Udo Samel), einem orthodoxen Juden, versöhnen muss. Welten prallen aufeinander, als Samuel mit seinem ganzen Familienclan in Jaeckies Haushalt anrückt. Doch die beiden Sturköpfe haben keine Wahl.
Eintritt: 3 Euro
Freitag, 11. September 2026 | 19:00 Uhr | Stadtkirche St. Wenceslai
Von Klassik bis Klezmer — Konzert der Musik- und Kunstschule
Landkreis Leipzig
Die Lehrerinnen und Lehrer der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig laden Sie ein zu einem facettenreichen Konzertabend! Erleben Sie eine musikalische Reise von meisterhafter Klassik bis zu mitreißender Klezmermusik – leidenschaftlich dargeboten von den Dozentinnen und Dozenten der Schule. Freuen Sie sich auf ein vielseitiges Programm, virtuose Darbietungen und musikalische Überraschungen!
Eintritt frei — Spenden willkommen
Sonntag, 27. September 2026 | 17:00 Uhr | Herz-Jesu Kirche Wurzen
Synagoge — Ein Bild und seine Geschichte | Matthias Klemm
Das Gemälde »Synagoge« des Leipziger Malers Matthias Klemm hängt seit 1984 in der katholischen Herz-Jesu Kirche in Wurzen, fällt aber in der hinteren Ecke nicht sofort ins Auge. In dieser Veranstaltung wird es nun in den Mittelpunkt gerückt. Es gibt Rätsel auf. Was steckt unter der Verhüllung? Was hat die jüdische Thematik des Bildes mit Wurzen zu tun, und wie kam es überhaupt hierher? Die Spur des Bildes führt nach Chemnitz und wird hier am Ausstellungsort thematisiert. Der Maler des großformatigen Werkes, Matthias Klemm, stellt uns sein Werk vor. Das Ehepaar Dietze umrahmt die Veranstaltung musikalisch.
Eintritt frei — Spenden willkommen
Mittwoch, 30. September 2026 | 16:00 Uhr | Kirchgarten St. Wenceslai
Laubhüttenfest mit dem Netzwerk für demokratische Kultur e.V.
Das Laubhüttenfest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und ihre 40 Jahre in der Wüste, als sie in Laubhütten lebten. Während des Festes bauen Juden Laubhütten (Sukka), in denen sie essen, schlafen (sofern es das Wetter erlaubt) und die Feiertage verbringen. Das Fest ist auch ein Erntedankfest, und es wird sieben Tage lang gefeiert. Frisches Obst und Gemüse spielen eine wichtige Rolle. Auch wir wollen gemeinsam eine Laubhütte im Garten der Wenceslaikirche bauen und anschließend bei einem gemeinsamen Essen mehr lernen über jüdische Feste und Traditionen. Kinder sind willkommen. Es kann gerne Baumaterial aller Art aus dem Garten und dem Wald mitgebracht werden.
Eintritt frei (gerne Obst und Gemüse oder eine andere Kleinigkeit zu Essen mitbringen)
Mittwoch, 7. Oktober 2026 | 19:00 Uhr | Stadtkirche St. Wenceslai
Von Klassik bis Klezmer — Konzert der Musik- und Kunstschule
Landkreis Leipzig
Schülerinnen und Schüler der Musik- und Kunstschule laden ein zu einem bunten Konzertabend voller Vielfalt: Von zeitloser Klassik bis zu temperamentvoller Klezmermusik erwartet Sie ein abwechslungsreiches Programm, mit Herz und Talent präsentiert. Kommen Sie vorbei und genießen Sie Musik von jungen Künstlerinnen und Künstlern!
Eintritt frei — Spenden willkommen
Freitag, 6. November 2026 | 19:00 Uhr | Kultur- & Bürger:innenzentrum D5
Stalin hat uns das Herz gebrochen – Antisemitismus in der DDR und die Verfolgung jüdischer Kommunist*innen“
Voller Hoffnung eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, remigrierten jüdische Kommunist*innen nach dem Zweiten Weltkrieg in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Doch schon bald sollten ihre Träume auf eine bessere Gesellschaft ohne Angst, auch vor antisemitischer Politik, der Realität stalinistischer Verfolgung weichen. Die Welle antisemitisch gefärbter Verdächtigungen gegen angebliche Spitzel, „Kosmopoliten“ und „Diversanten“ erreichte in der DDR Anfang der 1950er Jahre ihren Höhepunkt. Viele Jüdinnen und Juden, die sich selbst kaum als solche sahen, erlebten die Widersprüche der sich doch als antifaschistisch begreifenden Politik am eigenen Leib. Dabei war die Politik nie reiner Import der Sowjetunion. Sie wird in diesem Buch vielmehr aus einer mehrdimensionalen Perspektive begriffen, die theoretische und ideologische Konzepte nicht ohne ihre Entstehungsgeschichte, historische Ereignisse nicht ohne ihre subjektive Rezeption und Biografien nicht ohne ihre sozialen Kontexte betrachtet.
Eintritt: 4 Euro
Montag, 9. November 2026 | 18:00 Uhr | Stadt Wurzen
Stolperstein-Putzen — Rundgang mit Mahnwache und Friedensgebet
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland unzählige Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden zerstört, tausende Juden gedemütigt, eingesperrt, getötet. Damit begann eine beispiellose Verfolgung jüdischer Mitbürger in der Weltgeschichte, die im Holocaust endete und sechs Millionen europäischen Juden das Leben kostete. Auch alle Wurzener jüdischen Familien wurden vertrieben, ihrer Lebensgrundlage beraubt, ihr Besitz »arisiert« und konfisziert, mindestens sieben Familienangehörige durch die Nazis ermordet. Seit 2012 wurden in Wurzen 19 Stolpersteine für vier jüdische Familien (Goldschmidt, Helft, Luchtenstein, Seligmann) an sechs Orten im Stadtgebiet verlegt. Am 9. November halten wir dort ab 18.00 Uhr kurze Mahnwachen, säubern die Stolpersteine und gedenken so der Opfer. Im Anschluss um 19.00 Uhr gestalten wir eine musikalische Andacht mit Friedensgebet im Dom.
Der Rundgang beginnt in der Jacobsgasse 19 am ehemaligen Geschäft Goldschmidt.
Eintritt frei
Samstag, 14. November 2026 | 18:00 Uhr | Ringelnatz-Geburtshaus
Abschlussveranstaltung „Tacheles reden – Solidarität leben„
Ein Jahr der jüdischen Kultur in Wurzen, was nehmen wir mit, was bewegt uns noch. Bei jüdischem Essen möchten wir miteinander Gedanken und Erfahrungen austauschen, aber auch über Ängste und Zuversicht sprechen angesichts der politischen Lage.
Eintritt frei
Eintrittskarten sind vor Ort zu den jeweiligen Veranstaltungen erhältlich. Da es sich um Veranstaltungen verschiedenster Veranstalter handelt, sind nur für die Veranstaltungen des Joachim-Ringelnatz-Verein e.V. Eintrittskarten über unseren Online-Ticketshop sowie bei Der LeseLaden und bei uns im Ringelnatz-Geburtshaus in Wurzen zu den jeweiligen Öffnungszeiten verfügbar.
Tacheles-Unterstützer in Wurzen
Tacheles 2026 in Wurzen wird ausgerichtet durch
Weitere Akteure sind: Ev.-Luth. Domkapitel Wurzen, Stolpersteingruppe Wurzen und andere engagierte Einzelpersonen.