„Gewaltigen Erfolg erzielt,
Wer eine große Rolle spielt.
Im Leben spielt zum Beispiel so,
Ganz große Rolle der Popo.“
Joachim Ringelnatz
Ringelnatz lebt. Zumindest in den Zeichnungen, Grafiken und Kleinplastiken von Professor Jochen Ziska. Selbige hat er zu ausgewählten Ringelnatz-Gedichten angefertigt und dabei offensichtlich sehr viel Spaß gehabt. Präsentiert werden sie seit Freitagabend im Crostigall 14 in Wurzen: Im Ringelnatzhaus vom Ringelnatz-Verein Wurzen. Wo sonst. Und so war es für Vereinsvorsitzende Viola Heß auch eine gute Gelegenheit in ihrer Laudatio sowohl Ziska als auch Ringelnatz ausführlichst zu würdigen. "Niemand, der Ringelnatz illustriert, kommt an Ringelnatz selbst vorbei. Zum einen, weil er als reisender Artist viele seiner Werke selbst in Szene gesetzt hat. Zum anderen, weil die magere, langhalsige Figur mit der markanten Physiognomie viele Künstler zu einem Porträt bewog oder weit öfter zu einer Karikatur. Auch Jochen Ziska hat sich Ringelnatz als Porträtist und Darsteller seine Werke und Phantasien vorgenommen, das Ringelnatz-Gesicht taucht mehrfach in der Ausstellung auf. Freilich immer basierend auf dem Grundmodell, das Ernst Ludwig Engert 1924 als Porträtsilhouette im Scherenschnitt geschaffen hat und dessen Original heute im Ernst-Macke-Haus in Bonn aufbewahrt wird. Somit ordnet sich Professor und Designer Jochen Ziska jetzt in die Reihe großer Namen mit ein, hinter Robert Gernhardt, Otto Linnemann, Fred Dolbin, Olaf Gulbransson und Walter Trier." Ziskas Arbeiten, die mit Fineliner und Pastellkreise oft am Küchentisch entstehen, scheuen nicht die Herausforderung, die Traumwelten und Phantasien von Ringelnatz bildnerisch umzusetzen. Ziska liebt es sogar. Er liebt nicht nur die pralle Erotik im Bild, sondern auch Sinnlichkeit und Körperkult. Seine Arbeiten fangen Irrwitz und Überraschung, Erstaunen, Komik und Katastrophen sprachbildlicher Konstellationen mit enormer Gestaltungsfreude ein, hieß es weiter in der Laudatio. Wenn sich Ziska in Ringelnatz' Gedichte versenkt, so schreibt die Kunstkritikerin Ingrid Leps im Vorwort zum gleichnamigen Buch zur Ausstellung, dann entstehen in seinem Kopf eigene Bilder voller Witz und Komik, aber auch Nachdenklichkeit und Melancholie. Das Erscheinungsbild von Professor Ziska bei der Vernissage war dagegen bescheiden zurückhaltend und sympathisch zugleich. Er machte nicht viele Worte nach der Laudatio, freue sich über die große Resonanz und verwies auf das Buch zur Ausstellung, wo alle Gedichte und Illustrationen enthalten sind. Auch den Kuchen und die belegten Schnittchen hatte er für den Abend selbst zubereitet. Ob sie ausreichend waren, angesichts des Besucheransturms ist nicht bekannt, Sitzgelegenheiten waren hingegen am Freitagabend schnell zur Mangelware geworden. Die Ausstellung kann immer sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung auch individuell besichtigt werden. Text & Foto: Thomas Kube
Mehr über den Verein … (lesen) Infos zum Plugin Mitglied werden